“Zwei Dinge sind unendlich, die Dummheit und das All” (Neubauten)
Erklärung der Grufties gegen Rechts Bremen / Music for a new Society zur
Einstellung ihrer politischen Arbeit
Mitte Oktober 2003, kurz nach unserem gelungenen 5-Jahres-Jubiläums-Festival im
Kulturzentrum Schlachthof (Bremen), entschieden wir uns aus verschiedenen
Gründen die politische Arbeit einzustellen und veröffentlichten auf unserer
Homepage (www.geister-bremen.de) einen entsprechenden kurzen Hinweis mit der
Ankündigung einer ausführlicheren Erklärung, die wir hiermit vorlegen.
Hervorgehoben sei an dieser Stelle, daß die Einstellung der politischen Arbeit
keine vollständige Auflösung der Gruppe bedeutet. So werden beispielsweise
einige von uns weiterhin kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Parties
organisieren.
Kurz nach dieser Ankündigung knallten auf www.lichttaufe.com und in diversen
anderen rechten Foren die Sektkorken! Allein die Einträge im Lichttaufe-Forum
sprachen Bände: "was für ein Tag..." wurde u. a. jubiliert. Gleichzeitig wurde
die Befürchtung geäußert, daß es "genug andere geben” wird, die die bisherige
Arbeit der Bremer Grufties gegen Rechts (GgR) "weitermachen" und deren
"moralischen sowie gesellschaftlichen Auftrag" auch in Zukunft ausfüllen werden.
Die Warnung an die Kameraden lautete folgerichtig: "also mal lieber keine
Hoffnung machen"! Auch "optimistischere" Töne waren zu vernehmen:
"Vielleicht aber verlieren nun die deutschen Gothics wieder ihre lachhaften
Berührungsängste mit dem angeblichen "rechten" Rand ihrer Szene"...
Diese und andere Reaktionen auf die Nachricht unserer politischen Auflösung
zeigen vor allem eines: dass wir den “rechten Kulturkämpfern” in den letzten 5
Jahren ein Dorn im Auge waren und sie erfolgreich in ihren braunen Umtrieben
behindert haben!
Wir wollen im Folgenden unseren für viele überraschenden Schritt begründen.
Desweiteren wollen wir in dieser Erklärung die Entwicklung der einzelnen
Bereiche unseres Projektes kurz zusammenfassen und darstellen, wie es
weitergehen kann und soll.
1. Die Homepage (www.geister-bremen.de)
Unsere über die Jahre gewachsene Homepage bleibt selbstverständlich als Dokument
und Informationsquelle online im Netz. Nach und nach wird auch unsere dritte,
große Broschüre (siehe unten) – wie bereits begonnen – ins Netz gestellt werden.
Die Mailadresse (geister.bremen@gmx.de) wurde bereits mit Hilfe eines
Auto-Responders geschlossen. Es hat auf diesem Wege also keinen Zweck mehr, uns
zu schreiben. Ihr könnt Euch aber gerne an die anderen Gruppen und Initiativen
wenden (siehe Startseite).
2. Der Aufruf
Angefangen hatte alles im Frühjahr 1998 mit einem von Bremer Dark Wave-DJs
gestarteten Aufruf, dem rechten “Kulturkampf” in unserer Szene Einhalt zu
gebieten und diesen auf allen Ebenen zu boykottieren. Dies bezog sich zunächst
vor allem auf den sogenannten “DJ-Boykott”, d. h., die den Aufruf
unterzeichnenden DJs erklärten damit, sich zu weigern, Musik von rechten
Künstlern zu spielen. Nach und nach erweiterte sich dieser Aufruf um den Boykott
von Werbeanzeigen rechter Verlage, Labels und Zeitschriften innerhalb der
Musikpresse, die Weigerung von Bands, mit rechten Künstlern, Veranstaltern oder
Unternehmen zusammenzuarbeiten und um die Aufforderung zu einer kritischen
Berichterstattung über die betreffenden Bands. Den Aufruf haben inzwischen über
Hundert DJs, Bands, Fanzines, Labels, Läden, Veranstalter, Radiomacher und
Homepage-Betreiber unterzeichnet, darunter auch die bekanntesten Künstler der
schwarzen Szene.
Diesen Aufruf zum Widerstand gegen rechte Tendenzen in der Dark Wave-Szene
werden wir weiterhin verbreiten und neue UnterzeichnerInnen sind auch in Zukunft
gerne gesehen. Wendet Euch dazu bitte per Mail an den Webmaster. Der aktuelle
Stand kann auch künftig auf www.geister-bremen.de unter der Rubrik “Aufruf”
nachgelesen werden.
3. Die Broschüren
Schon der erste Aufruf erschien 1998 in Form einer kleinen Broschüre unter dem
Titel “Die Geister, die ich rief...” in drei Auflagen (Bremen, Berlin), die
kostenlos beim Wave-Gotik-Treffen, dem Zillo-Festival sowie auf Konzerten, in
Discotheken und Clubs verteilt wurde. Erst die überwältigende (positive)
Resonanz aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland brachte uns
überhaupt auf die Idee, das Projekt Grufties gegen Rechts / Music for a new
Society über Jahre fortzuführen und stetig zu erweitern.
Die zweite Broschüre “Die Katastrophe der Phrasen” von 1999 hatte unsere
Enttäuschung über die unkritische und manchmal verfälschende Berichterstattung
in der Musikpresse zum Hauptthema. Dies haben wir damals insbesondere an Kirlian
Camera und Josef Klumb (Forthcoming Fire, Weissglut, Von Thronstahl etc.)
festgemacht.
Die dritte Broschüre, “Die Geister, die ich rief...” (Ausgabe 2, Juni 2000), war
das Ergebnis der Auswertung unseres mittlerweile dank der Unterstützung von
SympathisantInnen aus der schwarzen Szene und außerhalb stetig angewachsenen
Archivs. Die 84 seitige Broschüre zeigt in aller notwendigen Differenziertheit
anhand exemplarischer Beispiele (Bands, Fanzines, rechte Presse, Musikpresse
usw.), auf welchen völkischen Ideologien der rechte Kulturkampf fußt und wie er
sich innerhalb der schwarzen Szene Geltung verschafft. An der Entstehung waren
erstmalig nicht nur Bremer Gothics beteiligt, sondern ein bundesweites
ehrenamtliches Redaktionsteam. Die Resonanz auf diese Dokumentation, Analyse und
Kritik war – nicht nur bei Gothics – groß. Diese Broschüre haben wir als einzige
verkauft, was bisweilen leider auch dazu führte, daß wir mit der Bearbeitung der
Bestellungen überfordert waren, wofür wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bei
den Betroffenen entschuldigen möchten!
Dieses (wie auch die anderen Broschüren) mittlerweile vergriffene "Hauptwerk"
der Grufties gegen Rechts Bremen / Music for a new Society wird nach und nach
als PDF-Version auf unserer Homepage zum Downloaden veröffentlicht werden. Im
übrigen soll es einen Nachdruck davon geben, womit wir das verbleibende Geld auf
unserem Konto, welches größtenteils aus gewonnenen Preisgeldern von Stiftungen
und Wettbewerben gegen Rechtsextremismus stammt, zweckgebunden investieren. Wir
werden auch in Zukunft Wege finden, diesen Bestand “unter die Leute” zu
bringen...
Die vierte und letzte Broschüre “Die letzte Walpurgisnacht” von 2002 war ein
letzter (vergeblicher) Versuch, die Veranstalter des Wave-Gotik-Treffens (WGT)
in Leipzig zur Einsicht bezüglich rechter Tendenzen auf ihrem Festival zu
bringen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Veranstalter nicht unwissend sind,
sondern wissentlich und willentlich rechten Bands Auftrittsmöglichkeiten geben
und rechten Verlagen und Labels Standgenehmigungen erteilen. Hier zeigten sich
die “Grenzen der Aufklärung”: Was nützt es, wenn wir jahrelang an die
Veranstalter des WGT mit belegbaren und genau recherchierten Informationen
appellieren, wenn diese schlichtweg kein Interesse haben, den rechten Tendenzen
auf ihrem Festival Einhalt zu gebieten? Da das WGT als “Jahreshauptversammlung”
der Gothics schwer boykottierbar ist (wenngleich viele Individuen genau dies
praktizieren), begrüßen wir Ansätze wie die von Mila Mar im selben Jahr (die
Band verteilte ein Flugblatt und eine Presseerklärung gegen die rechten
Tendenzen, siehe unsere Homepage) oder die in den letzten Jahren stattgefundenen
parallelen Alternativ-Veranstaltungen in Leipzig. Auch über neue Formen des
gewaltfreien Widerstandes wird in Zukunft nachzudenken sein, um die Rechten vom
Festival zu vertreiben.
Unsere vier Broschüren, die in einer Gesamtauflage von ca. 25 000 Exemplaren
überwiegend kostenlos verteilt worden sind, bilden einen Fundus zum Verständnis
der Problematik des rechten Kulturkampfes. Während die erste Broschüre noch
kleine, aber ärgerliche Ungenauigkeiten enthielt, sind alle folgenden Broschüren
inhaltlich “dicht”, genau recherchiert und komplett mit Originalquellen belegt.
Wie sich mehrfach zeigte, halten sie auch juristischen Anfechtungen stand. Alle
Broschüren sind online auf der Homepage einsehbar und können als Grundlage für
neue Aktivitäten in anderen Städten und als Orientierung für Fans und
JournalistInnen dienen.
Auch wenn es sicherlich immer wieder neue rechte Bands, Zeitschriften und
Entwicklungen gibt, finden wir, daß wir das Wesentliche zum Thema gesagt haben.
Die meisten Informationen sind ohnehin frei über das Internet zugänglich und wer
will, kann sich mit entsprechender Recherche leicht ein eigenes Bild machen. Die
Mechanismen wiederholen sich, doch für einen wachsamen und kritischen Blick
haben wir mehr als genug Material zusammengetragen. Macht was draus!
4. Vortrags-, Informations- und Diskussionsveranstaltungen
Unsere ReferentInnen stehen auch in Zukunft für öffentliche
Vortragsveranstaltungen zur Verfügung. Sie werden als ehemalige MitarbeiterInnen
der Grufties gegen Rechts Bremen / Music for a new Society ausgewiesen. Wir
wollen mit der Fortführung dieser Vorträge die Diskussion in anderen Städten und
neue Aktivitäten im gesamten Bundesgebiet wie auch im Ausland anregen. Anfragen
bitte an:
Kulturzentrum Schlachthof
Betreff: GgR-Vorträge
Findorffstr. 51, 28215 Bremen
Fax: 0421 / 37 77 511
5. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dieser, in der Vergangenheit außerordentlich wichtige, Bereich von Zeitungs- bis
Fernsehbeiträgen wird von unserer Seite künftig natürlich wegfallen. Nun ist es
an der (vor allem Musik-) Presse, einige unsägliche “Patzer” der Vergangenheit
nicht zu wiederholen...
Für mit der Auflösung in Zusammenhang stehende Berichterstattung können
Presseanfragen noch bis zum 31. Januar 2004 an das Kulturzentrum Schlachthof
(Adresse s. o.) gerichtet werden.
6. Postbeantwortung
Die größte Arbeit machte in der Vergangenheit die Beantwortung der nicht
abreissenden Anfragen per E-Mail, Telefon und Post. Aufgrund der damit
verbundenen Arbeit gelang es uns leider manchmal nicht, auf alles einzugehen.
Dies tut uns sehr leid und wir entschuldigen uns hiermit bei den Betroffenen,
die viel zu lange (oder bis heute) auf Antwort warten mußten!
Dies ist auch einer der wesentlichen Gründe für die Einstellung der politischen
Arbeit. Es ist für uns undenkbar, Anfragen nicht zu beantworten; gleichzeitig
war es für eine ehrenamtliche Gruppe ohne bezahlte Stellen schlichtweg nicht
mehr zu bewerkstelligen (die meisten unserer MitarbeiterInnen arbeiten oder
studieren). Vor allem Anfragen, die in Zusammenhang mit den zahlreichen
wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema an Universitäten und Hochschulen standen,
waren oft sehr zeitraubend für uns. Wir hoffen aber, mit der Homepage und dem
künftig öffentlich zugänglichen Archiv (siehe Punkt 7) solche wichtigen Arbeiten
auf diese Weise weiterhin unterstützen zu können.
Wir möchten uns auf diesem Wege noch einmal bei allen Schwarzen und
Nicht-Schwarzen bedanken, die uns geschrieben, aufgemuntert, weitergeholfen und
informiert haben, genauso wie bei denen, die uns kritisiert oder mit Fragen
bombardiert haben. Ohne Euch wären wir nicht so weit gekommen!
7. Das Archiv
Unser Archiv werden wir einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen als dies
bisher der Fall war. Wer also künftig – ob Waver, Publizist, Student,
Wissenschaftler oder auch einfach interessierte Privatleute – zum Thema
recherchieren will, muß nicht mehr den Umweg über uns machen. Als Ort haben wir
uns für das Archiv der Sozialen Bewegungen in Bremen entschieden. Das Archiv
archiviert Bestände aus dem außerparlamentarischen Widerstand gegen Krieg,
Faschismus, Patriarchat, Rassismus, Antisemitismus, Atomkraft, Umweltzerstörung
usw. seit den 50er Jahren. In diesem außerparlamentarischen Kontext fühlen wir
uns wohl und wir wollen dieses Projekt mit der Überlassung unseres Materials
unterstützen.
Um das Archiv auch in Zukunft auf aktuellem Stand zu halten, können Beiträge,
Zeitschriften und Kopien direkt an das Archiv der Sozialen Bewegungen (Betreff:
Sammlung Grufties gegen Rechts) geschickt werden.
Archiv der Sozialen Bewegungen
St. Pauli-Str. 10 – 12, 28203 Bremen
Fax: 0421 / 75 682
e-mail: archivbremen@niatu.net
Internet: http://www.archivbremen.de
Öffnungszeiten: Mi, 16.30 -19.00 Uhr und nach Absprache mit dem Archiv
8. Kulturelle Aktivitäten: Geistertanz-Parties und Konzerte
Wichtig neben der politischen Aktivität war uns in den vergangenen Jahren immer
auch die Förderung unserer schwarzen Subkultur selbst – das, was sich im zweiten
Teil unseres Namens ausdrückte: “Music for a new Society”. Nicht zuletzt wollten
wir damit beweisen, daß es auch anders geht und die Szene ganz gut ohne die
rechten “Kulturkämpfer” klarkommt.
• Zu dieser “Gegenkultur” gehörten Konzertveranstaltungen mit von uns
geschätzten KünsterlerInnen. Im Zusammenhang mit unserem Projekt aufgetreten
sind in Bremen: Gitane DeMone, Cadra Ash, Faith & The Muse, Einstürzende
Neubauten, Anam Kara, Mila Mar, La Locust Èrotique, Die Untoten, Kontrast,
Whispers In The Shadow, The House Of Usher, On The Floor, Bloody Cartoon,
Chromatron, Nora Below, Zeraphine und Neon Dream. Wir möchten uns an dieser
Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen beteiligten KünstlerInnen für die
tollen Konzerte bedanken. Dank geht auch an Goethes Erben und Deine Lakaien für
die Ermöglichung und Unterstützung von Infoständen auf ihren Konzerten.
• Die monatliche Party-Veranstaltung “Geistertanz” wird wie gewohnt im Bremer
Kulturzentrum Schlachthof weitergehen (1. Samstag im Monat)! Der Kreis, der die
monatliche Geistertanz-Party und Konzerte gegen rechts künftig veranstalten wird
wahrscheinlich Initiative Schwarz statt Braun heißen, mit eigener Homepage
demnächst im Netz vertreten sein und von
http://www.geister-bremen.de aus verlinkt
werden.
Zusätzlich wird es eine weitere Party gegen Rechts unter dem Namen “Lunatic Goth
Asylum” geben, die viermal im Jahr im Schlachthof stattfinden soll. Sie wird im nächsten Jahr zunächst auf den
Geistertanz-Terminen stattfinden, ab 2005 dann zusätzlich und unabhängig. Damit
wird es mittelfristig zu einer Vermehrung von Gothic-Veranstaltungen gegen
Rechts aus dem ehemaligen Kreis der GgR in Bremen kommen! Hintergrund für diese
Verdopplung der Party-Teams sind übrigens bei aller politischen Einigkeit zum
Ausdruck gekommene unterschiedliche Präferenzen im kulturellen Bereich.
Gefreut haben wir uns, daß unsere Geistertanz-Gäste in den letzten Jahren durch
das Spenden eines Teiles des Eintrittsgeldes die Karawane für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen (www.basicrights.de) unterstützt haben. Es war und
bleibt uns ein (oft zu kurz gekommenes) Anliegen, den Kampf für Menschenrechte
auch jenseits der schwarzen Szene zu fördern.
9. Überregionale Bedeutung
Ein Punkt, den wir immer zwiespältig gesehen haben, war die von außen an uns
herangetragene Funktion einer Art "Bundeszentrale" der Grufties gegen Rechts in
Bremen. Wir selbst haben unsere Aktivitäten jedoch immer mehr als Teil einer im
entstehen begriffenen Bewegung gegen rechte Tendenzen in der Dark Wave-Szene
verstanden. So haben wir die Gründung weiterer Gruppen, die Entstehung weiterer
Homepages gegen Rechts, die Aktivitäten von Einzelpersonen, Künstlern usw. von
Anfang an ausdrücklich begrüßt. Dennoch wurde uns bis zuletzt die Rolle einer
“Zentrale” aufgedrückt, die im übrigen auch für alles mögliche, womit wir nichts
zu tun hatten, verantwortlich gemacht wurde. Statt dessen hoffen wir nun, daß
sich in anderen Städten und Regionen neue, unverbrauchte Initiativen gegen
Rechts gründen werden.
• Wir rufen hiermit die schwarze Szene zur inflationären Neugründung von
Initiativen gegen Rechts auf!
In diesem Zusammenhang sei noch einmal betont, daß es sich hier lediglich um
eine Auflösung der Bremer Gruppe Grufties gegen Rechts / Music for a new Society
handelt, von der alle anderen Initiativen unberührt sind. Und auch in Bremen
werden (siehe oben) die Aktivitäten aus der schwarzen Szene gegen Rechts
weitergehen.
Was die Verwendung des Namens Grufties gegen Rechts sowie die Verwendung der
Logos betrifft, so sind diese wie bisher frei zugänglich, solange Ihr Euch
inhaltlich mit unseren bisherigen Aktivitäten identifizieren könnt. Dazu gehört
insbesondere der Boykott rechter Verlage, Bands und Zeitschriften auf Euren
Veranstaltungen oder in Euren Publikationen. Unsere inhaltlichen Kriterien
können unseren Texten und Broschüren entnommen werden. Gegen Mißbrauch, der
unseren Ruf schädigt, werden wir uns indessen auch in Zukunft wehren.
10. Verabschiedung
Wie hoffentlich aus dieser Erklärung deutlich wird, ist die Menge der zu
erledigenden Arbeit über die Jahre nicht weniger geworden, sondern gewachsen. Im
Laufe der Jahre hat sich aber auch die Bremer GgR-Gruppe selbst verändert,
einige Leute sind gegangen, neue Leute sind gekommen, was auch veränderte
Prioritäten in der Arbeit mit sich brachte. Diese Veränderungen haben in der
letzten Zeit dazu geführt, daß Teile der selbst gestellten Aufgabe – wie z. B.
die Beobachtung von und die Reaktion auf aktuelle Entwicklungen,
Öffentlichkeitsarbeit, die Beantwortung der Post, die Pflege des Archivs, etc. –
nicht mehr in der von uns gewünschten Intensität und Qualität geleistet werden
konnten. Deshalb haben wir uns entschlossen diese Teile der Arbeit einzustellen.
Nichtsdestotrotz gibt es heute mehr Leute denn je, die bereit sind, aktiv gegen
den rechten Kulturkampf zu arbeiten und dies in unterschiedlichster Form (nicht
nur in Bremen) auch tun. Das wird sich sicherlich in Zukunft in vielfältiger Art
und Weise ausdrücken.
Man soll immer aufhören, wenn es am schönsten ist. Und das Jubiläums-Festival
und die 5-Jahres-Marke sind für uns ein schöner Abschluß. Wir finden, daß wir in
der Vergangenheit viel erreicht und reichlich Bewegung in die schwarze Szene
gebracht haben – ein Gespenst ging um in der Dark-Wave-Szene. Wir wollen nun 5
Jahre Grufties gegen Rechts Bremen / Music for a new Society als “Meilenstein”
(aus der Post) stehen lassen. Wer weiß, vielleicht fühlen sich ja gerade durch
die Auflösung andere Leute bereit, die offensichtlich entstandene Lücke zu
füllen.
• So sehen wir z. B. noch großen Handlungsbedarf im Bereich von Verlinkungen zu
Seiten gegen Rechts im Bereich der zahlreichen schwarzen Homepages, bei der
gewaltfreien Verhinderung von rechten Konzertveranstaltungen, der Kritik am
Wave-Gotik-Treffen in Leipzig, der Verkaufspraxis vieler Plattenläden und
Mailorder sowie der, insgesamt zwar kritischer gewordenen, aber noch lange nicht
zufriedenstellenden Berichterstattung in der Musikpresse.
• Nur mit einer Vermehrung und Ausbreitung von Gegenaktivitäten zum rechten
Kulturkampf werden wir diesen zum Stoppen bringen und damit einen
unwiederbringlichen Schaden von unserer schwarzen Subkultur abwenden können.
Möge der von o. g. braunen Kameraden voreilig gekippte Sekt Ihnen im Halse
stecken bleiben!
Für eine blühende Subversion in schönen Kleidern. Leistet Widerstand gegen
Rassismus, Antisemitismus, völkisches Gedankengut!
• Grufties gegen Rechts Bremen / Music for a new Society
• P.S.: Ein herzliches Dankeschön und schwarze Grüße gehen an dieser Stelle an
• alle Gothics, die uns in den letzten Jahren unterstützt, ermuntert sowie mit-
bzw. weitergeholfen haben
• das Kulturzentrum Schlachthof für die finanzielle, infrastrukturelle und
moralische Unterstützung in den letzten fünf Jahren und auch in Zukunft
• an alle Einzelpersonen, Journalisten, Redaktionskollektive, Institute,
Veranstalter, Initiativen, Archive, Buchläden, Gruppen und Zeitschriften,
Gewerkschaften und Stiftungen, die uns in den vergangenen Jahren inhaltlich oder
finanziell unterstützt oder zu Vorträgen eingeladen haben.